Im Coaching erlebe ich immer wieder, dass eine Neuorientierung nach vielen Jahren im gleichen Beruf und der gleichen Firma sehr schwer fällt. An was liegt das?
Simon arbeitet seit mehr als 10 Jahren in einem Münchner DAX-Unternehmen. Am Ende des Studium gelang im dort der Direkteinstieg ins Berufsleben über die Diplomarbeit. Er schätzt die Sicherheit und internen Möglichkeiten. Doch nach einer Restrukturierung ist er vom Arbeitsplatzabbau betroffen. Über das großzügige Abfindungspaket währt die Freude nur kurz. Eine längere Reise verschafft den Abstand zum bisherigen Job. Doch nach der Rückkehr möchte Simon sich seiner Zukunft zuwenden. Es fällt ihm sehr schwer für sich eine neue Perspektive zu definieren. Einen vergleichbare Aufgabe bei einem Mitbewerber sieht er nicht als erstrebenswert an. Was nun?
Es ist schon ein erster Schritt, wenn Du weißt, was Du nicht möchtest. Aber für Simon ist es nicht die Lösung. Er möchte herausfinden, wohin der berufliche Weg gehen könnte.
Warum fällt eine Neuorientierung so schwer?
Ich gehe kurz auf Erkenntnisse aus der Hirnforschung ein. Unser Gehirn besteht aus zahlreichen neuronalen Systemen. Unser Denken und unsere Erfahrungen führen zu dieser Gehirnstruktur. Die meiste Zeit in unserem wachen Zustand verbringen wir mit Arbeit. Das bedeutet, dass unsere Gehirnstruktur sehr stark durch unseren Arbeitsalltag geprägt sind. Sicherlich ist Dir dies auch schon in Deinem Bekanntenkreis aufgefallen. Das Gehirn eines Lehrers wird durch das Sprechen vor der Klasse ganz anders benutzt, als das des Controllers der hauptsächlich analytische Tätigkeiten vor dem Computer übernimmt. Ein Mitarbeiter einer Werbeagentur wiederum benutzt sein Gehirn für kreative Tätigkeiten, wofür andere Hirnareale zuständig sind. Unser Arbeitsleben hinterlässt im Gehirn also ein individuelles Programm, das irgendwann automatisch abläuft. Deshalb fällt es uns so schwer in eine neue Richtung zu denken, wenn wir es lange nicht mehr getan haben. Das Lesen von Ratgebern hilft auch nur bedingt. Dein Gehirn fokussiert sich bei der Lektüre auf die Inhalte, die Dir bekannt vorkommen. Deshalb fällt uns Veränderung so schwer. Im Coaching ist die Aufgabe des Coaches nicht Ratschläge zu geben. Viel mehr unterstützt er den Klienten seine eigenen Lösungen zu finden, die für ihn erstrebenswert sind.
Übung macht den Meister
Durch Übungen im Coaching machst Du neue Erfahrungen, die neue Bahnen in Deinem Gehirn bilden. Die neuesten Erkenntnisse der Hirnforschung zeigen zum Glück, dass unser Gehirn sehr veränderbar ist. Auch ältere Menschen sind in der Lage noch neue Dinge zu lernen und sich zu verändern (wenn sie es möchten).
Warum Erfahrungen mit den eigenen Sinnen mehr Veränderung bewirken, zeige ich an folgendem Beispiel. Du hast ein klares Ziel und möchtest unbedingt einmal in die Karibik. Dann möchtest Du vor Ort mit allen Sinne, den Geruch, das Meeresrauschen und den weißen Sandstrand erleben. Das selbe machst Du im Coaching mit Hilfe von Übungen. Du könntest Dir auch einen Film über die Karibik anschauen und Reiseliteratur dazu lesen. Dies wäre aber nicht vergleichbar mit den Erfahrungen, die Du vor Ort in der Karibik machst. Entsprechend bilden sich auch nicht die neuronalen Strukturen im Gehirn.
Der Blick in die Zukunft im Zuge der beruflichen Neuorientierung funktioniert also besonders gut mit Übungen, die alle Sinneskanäle ansprechen. Dadurch wirst Du kreativer und kommst auf neue Gedanken. Nur das Verstehen durch das Lesen von Ratgeberliteratur reicht eben meist nicht aus, kann aber natürlich gute Denkanstösse geben.
Viel Erfolg bei Deiner beruflichen Neuorientierung und Danke für Dein Interesse an meinem Blogartikel. Der #Karriereberater
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